450 Jahre Kirsche in Witzenhausen – Eine Frucht wird zur Identität einer ganzen Stadt
Heute ist Witzenhausen überregional als Kirschenstadt bekannt und die Kirsche fest im Logo der Tourist-Information verankert. Auch gegenwärtig nimmt das Thema „Kirschenanbau“ einen wichtigen Stellenwert in der der Kultur in und um Witzenhausen ein. Der Ursprung für die historische Identität der Stadt liegt bereits 450 Jahre zurück. Am 18. November 1573 wurde die „Kersebeere“, wie sie damals genannt wurde, erstmalig wegen eines nachbarschaftlichen Rechtsstreits um die Kirsche aktenkundig. Mit dieser zeitlichen Einordnung gehört das Witzenhäuser Anbaugebiet zu den ältesten Kirschengebieten in Deutschland überhaupt. Zu Ehren dieser jahrhundertelangen Kirschgeschichte feiert Witzenhausen das 450-jährige Jubiläum der Kirsche.
Das Jahr 2023 wird daher mit speziellen Events, Stadt- und Kirschplantagenführungen, Ausstellungen und weiteren Veranstaltungen ganz im Zeichen der Kirsche stehen. Genauere Informationen können Sie zukünftig hier auf unserer Website www.kirschenland.de entnehmen.
Die Geschichte der Kirsche in Kürze
„Auf einen leeren Raum pflanz einen Baum und pflege fein, er bringt Dirs ein“, unter diesem Motto wurde der Kirschenanbau Ende des 18. und im 19. Jahrhundert zu einem erfolgreichen Absatzmarkt und verdrängte den bisherigen Weinanbau. Möglichst viele Familien wollten von der roten Frucht profitieren, weshalb jeder dritte Haushalt sie im Nebenerwerb anbaute und durchschnittlich 50 eigene Kirschbäume besaß. Die Gewinne aus dem Kirschenverkauf kamen zum Hauptverdienst hinzu und verhalfen so vielen Witzenhäusern zu einem bescheidenen Wohlstand. Vor allem durch die günstigen Standortbedingungen entwickelte sich Witzenhausen zu einem der größten Kirschenanbaugebiete Deutschlands. Die kalkhaltigen, gut durchlüfteten Böden und die umliegenden Berge, die wie ein Kessel wirken und vor Spätfrösten schützen, dienten als idealer Nährboden für den Kirschenanbau.
Anfang der 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts begann eine neue Blütezeit des Kirschenanbaus. Sowohl der Anbau als auch die Vermarktung der Kirsche wurden zunehmend professionalisiert. Die gemeinsame Organisation des Kirschenabsatzes, die später in der Gründung der Absatzgenossenschaft „Witzenhäuser Kirschen“ (AGU) am 10. Mai 1959 in Unterrieden mündete, war ein zentraler Baustein dieser Optimierung. Die AGU weitete die Vermarktung der Witzenhäuser Kirschen seit ihrer Gründung auf das Bundesgebiet aus und erzielte wachsende Umsätze, wodurch auch die Produktionsmengen von Kirschen eine stetige Steigerung erfuhren. Mittlerweile wird die reine Obstvermarktung von der AGU, Hof Kindervatter, Obsthandel Kiebe, Sußebach, Thünissen, Fasshauer und Zindel geprägt.
Die „Witzenhäuser Kirschen“ in aller Munde
Die süße oder auch saure Sommerfrucht ist mittlerweile weit über die Grenzen des Werratals für ihr besonderes Aroma und ihre hohe Qualität bekannt. Einige Witzenhäuser Obstbaubetriebe haben bis heute die traditionelle Erzeugung des Kirschenanbaus beibehalten und geben ihr langjähriges Wissen über das Qualitätsprodukt an ihre Generationen weiter. Heute findet sich die Kirsche neben dem klassischen Obstverkauf in saisonalen Backwaren, Soft- und alkoholischen Getränken und Süßigkeiten wieder, aber auch auf Accessoires ist die Kirsche ein beliebtes Motiv. In aller Munde ist sie aber nicht nur wegen ihres Geschmacks, sondern auch als Naturerlebnis zur Blütezeit (Mitte – Ende April) oder als Hauptveranstaltung des Jahres, der sogenannten „KesperKirmes“, die ihr zu Ehren jedes Jahr ein neues Kirschenkönigshaus krönt.
Auf unserer Partnerseite, die wir mit dem Geo-Naturpark Frau-Holle-Land betreiben, finden Sie noch mehr viel mehr Informationen rund um Kirschenproduzent:nnen, Kirschenanbau und Kirschrpodukte: https://www.kirschbluetefrauholle.land/
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